Expo Shanghai
Skulptur für den Deutschen Pavillion der Expo 2010

Das Fachgebiet Plastisches Gestalten platziert ein Kunstwerk und „Stadtfliesen“ im deutschen Pavillon auf der Expo in Shanghai

Das Fachgebiet Plastisches Gestalten ist auf der EXPO 2010 in Shanghai mit einer Skulptur und „Stadtfliesen“ aus Darmstadt vertreten. Aufbauend auf die Seminare „Die Haut der Stadt“ und „Intarsia Venexiana“ hat das Team um Prof. Ariel Auslender und Dipl.-Ing. Oliver Hantke ein Exponat geschaffen, das den chinesischen Besuchern die sinnliche Erfahrung deutscher städtischer Oberflächen näher bringt. 

Jedes Bauen führt zu einer signifikanten Oberfläche, die uns Sinn und Wesen des Werkes durch sicht- und fühlbare Reize vermittelt. Material, Form, Farbe, Geruch, Klang und Licht bestimmen seine Individualität. Jede gebaute Oberfläche hinterlässt Spuren in der historischen Entwicklung einer Stadt. Miteinander bilden sie die Haut der Stadt, die uns ständig umgibt.

Exemplarisch für diese Entwicklung bietet die Oberflächenskulptur „Haut der Stadt“ dem Besucher einen historischen Abriss unterschiedlicher Oberflächen. Aus vielen Jahrhunderten zusammengetragen und chronologisch angeordnet, finden sich Fragmente historisch bedeutender Oberflächen neben alltäglichen Oberflächen, die unser Stadtbild prägen. Römische Ausgrabungen, die Stufen Goethes Geburtshauses, der eiserne Steg treffen auf Blinden-Noppensteine, Kanaldeckel und Kopfsteinpflaster. Oberflächen, die sich zuvor noch nie begegnet sind, werden zu einer Gesamtskulptur zusammengefügt. In einem halbjährigen Forschungsprojekt wurde im Auftrag der Stuttgarter Agentur Milla und Partner und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt der Stadt Frankfurt am Main ein inhaltliches Konzept und eine Strategie entwickelt, wie man diese Oberflächen nach China transportiert und dort präsentiert.

Die formale Integration in das Gesamtkonzept erfolgte durch ein mehrfach gefaltetes Band

Jeder rechte Winkel wirkt in einem solchen Umfeld wie ein Fremdkörper. Die formale Integration in das Gesamtkonzept erfolgte durch ein mehrfach gefaltetes Band, die Oberflächen sind somit für die großen und die kleinen Besucher zugänglich, vom Fahrsteig aus in der „Fast Lane“ und für den gemütlichen Besucher „zu Fuß“ nebenan. Anfassen erwünscht!

Im vorletzten Raum, kurz vor der Energiezentrale, dem Höhepunkt der Ausstellung, findet sich eine weitere Variante städtischer Oberflächen. Der „Stadtplatz“ verkörpert das Zentrum von „Balancity“, ein Raum der Kommunikation, des städtischen Zusammenlebens, Bühne für gemeinsame Aktivitäten, Kunst und Kultur. Der Bodenbelag des Stadtplatzes besteht aus Betonfliesen, die aus 10 unterschiedlichen Darmstädter Oberflächen zusammengesetzt sind. Fußbodenabdrücke aus dem Jugendstil, ein Fußboden aus dem Gründerzeitviertel in der Mollerstrasse und sogar aus dem Außenbereich des Campus der TU Lichtwiese finden sich hier wieder. Einige dieser Elemente sind erhöht und dienen als Sitzgelegenheit.

Durch die sehr hohen Anforderungen an das Exponat (bis zu  25.000 Besucher pro Tag / erwartete 4,6 Millionen Besucher insgesamt) wurden am Fachgebiet unzählige Entwürfe, Versuche und Belastungsproben durchgeführt. Höchstleistungszemente, hochfeste Gipse und unterschiedliche Bewehrungen wurden auf die Probe gestellt und bis an Ihre Belastungsgrenze hin untersucht. Das Ergebnis ist ein knapp 6m langes und bis zu 1m hohes gefaltetes Band aus Aluminiumblech, in dessen Wannen die einzelnen Oberflächen integriert sind. Durch die Verwendung analoger Abformungstechniken aus Silikonkautschuk, Abgüssen aus hochfestem Gips und der digital entstandenen, gefalteten Tragstruktur war eine absolute Präzision in der Fertigung notwendig. Eine komplett digitale Prozesskette vom Entwurf in Rhino3D bis zur Fertigung mit Technologien wie CNC gesteuertes Ankanten und Plasmaschneiden kamen hierbei zum Einsatz. 

Der Entwurf reagiert formal auf die komplexe Formensprache der Architektur des deutschen Pavillons des Münchner Büros Schmidhuber und Kaindl und der Ausstellungsgestaltung der Stuttgarter Milla und Partner.

Planung und Realisierung:

Ariel Auslender, Oliver Hantke